Fast eineinhalb Jahre lebte ich in Korea, besuchte den Norden für eine Woche, schrieb Artikel, interviewte Künstler, Wirtschaftsexperten und Politiker und bereiste schließlich das ganze Land. Es ist die Zeit, in der Trendscouts aus der ganzen Welt Südkorea entdecken, sie sagen, es sei hier wie in Japan vor zehn Jahren. Mode, TV-Serien, Pop-Kultur und die technische Entwicklung kommen plötzlich für ganz Asien aus Südkorea, und Kaffee wird im Land der Tee-Liebehaber zu einem hippen Getränk. Gleichzeitig ziehen sich diese modernen Koreaner in Tempel zurück und besuchen Originalschauplätze von vergangenen Kriegen. Vielleicht, weil Südkorea offiziell noch immer im Krieg ist, mit dem einzigen Land, in dem ebenfalls Koreanisch gesprochen wird: Nordkorea. Die Trennung geht mitten durch die Nation und beeinflusst den Alltag.
Ich schlafe eine Nacht im Topf-Hotel, ich klettere auf den höchsten Berg des Landes, gehe dem schlimmsten Amoklauf Asiens des 20. Jahrhunderts nach und gehe immer wieder an die Grenze zu Nordkorea. Wenn man dort ist, dann hört man immer wieder diesen Satz: “On a good day, you can see the North”. Deshalb habe ich das Buch so genannt. Sehr viel hat mich an das getrennte Deutschland erinnert, das ich noch aus meiner Kindheit kannte. Das Land ist mir bis heute sehr nah und den Tempel, den ich darin beschreibe, “Mihwangsa”, den muss ich bald wieder besuchen. Nicht nur, weil dort eine Frau wohnt, die ihre Erlösung in der U1 in Berlin erlebte (Höhe Gleisdreieck), sondern weil ich dort eine Ruhe finde wie nirgendwo sonst. Vielleicht weil der Tempel an einem Ort steht, der wörtlich übersetzt “Das Ende der Welt” heißt.