Corona-Tagebuch: Teil 2

Sören Kittel, auf seinem Balkon

In dieser Woche habe ich sehr oft „Happy Birthday“ gesungen. Eigentlich fast jedes Mal, wenn ich mir die Hände gewaschen habe. Es heißt ja, dass man den Refrain – gibt es eigentlich Strophen? – zweimal beim Hände waschen singen soll. Dann sind ungefähr 20 Sekunden um, und man kann mit dem Abtrocknen (Papierhandtücher!) beginnen.

Es wurde eine sehr turbulente Woche, wahrscheinlich für sehr viele Menschen in dieser Stadt. Während in der vergangenen Woche am Montag der erste Corona-Infizierte in Berlin gemeldet worden war, ist es in dieser Woche das erste deutsche Todesopfer, das an Covid-19 starb. Die Kurve der Infizierten ist genauso exponentiell gestiegen wie unsere Lernkurve: die meiner Schwägerin, meines Arztes, meines Chefs und meine sowieso. Jeden Tag erfahren auch die Wissenschaftler mehr über das Virus. Und je mehr wir wissen, umso geringer – so zumindest ist es bei mir – wird meine Angst.

Ein Freund schrieb am Ende dieser Woche, dass er keine Lust mehr habe, irgendetwas über Corona zu lesen. Mir geht es zum Glück genau anders herum, ich möchte möglichst alles wissen, auch die Details. So finde ich es faszinierend, wenn Musikhochschulen die ersten Flügel komplett renovieren müssen, weil übereifrige Musikstudenten die Klaviertasten permanent mit Desinfektionsspray eingesprüht haben. Doch das hatte ich erst Sonnabend erfahren, bei meinem Klavierlehrer. Also der Reihe nach.