Die Geisterinsel

Bernd H.

Die Insel

Bernd H. sitzt an seinem Strand, schaut in die Dunkelheit, aus der es leise plätschert. Zwei Katzen schnurren um sein Bein. Er sagt: „In der Nacht ist es fast am allergeilsten.“ Oben am Himmel schiebt sich eine Wolke über das große, unendliche Schwarz. Er löscht alle Lichter auf der Insel und schaut nach oben. „Das da oben ist keine Wolke, das ist die Milchstraße.“ Er zündet sich eine sehr lange Zigarette an, die er sich gebaut hat. Aus einem Lautsprecher kommt leise House-Musik, die auch in Berlin in einem Club laufen könnte.

Aber Bernd H. wollte weg aus Berlin und das schon lange. Es ist Juni 2019, und der 39-Jährige wohnt sein zweites Jahr auf seiner eigenen Insel in Indonesien. Sie heißt Maila und ist so klein, dass Google Maps sie nicht anzeigt. Sie liegt mitten in der Inselgruppe, die Pulau Banyak heißt, indonesisch für: viele Inseln. Sie ist „seine“ Insel, er hat sie für 30 Jahre gemietet. Sie ist ungefähr 3000 Quadratmeter groß, „wie der Görli, ganz für mich allein“. Bezahlt hat er 8600 Euro. Das sind 150 Millionen Indonesische Rupiah, ein Vermögen in einem Land, in dem das monatliche Durchschnittseinkommen bei 154 Euro liegt.

Bernd H. fand die Insel 2017, als er eine Reise durch verschiedene Länder in Südostasien machte. Noch im gleichen Jahr reiste er wieder nach Indonesien. Er flog also von Berlin nach Singapur, von dort nach Medan, die viertgrößte Stadt Indonesiens auf der Insel Sumatra. Dann dauerte es noch rund 20 Stunden bis zu seiner Insel: per Nachtbus von Medan nach Singkil an die Westküste Sumatras, per Schiff in drei Stunden auf die Insel Balai, danach mit einem Schnellboot auf die Insel Sikandang. Von dort sind es 15 Minuten bis nach Maila.