Alison Lewis ist eine australische Künstlerin, die unter dem Künstlernamen Zoé Zanias Musik macht. Die 32-Jährige beginnt nächste Woche eine Tour in Bukarest und wurde in der vergangenen Woche in Berlin für etwas bekannt, das ihr sehr unangenehm ist: Sie wurde offenbar Opfer eines Drogen-Attentats. In einem Post auf Instagram schrieb sie, dass sie im Club Berghain auf der Tanzfläche Atemnot bekam.
Berliner Zeitung: Wie geht es Ihnen?
Alison Lewis: Es geht mir gut. Ich habe noch immer ein schlechtes Gefühl, wenn ich an das Ereignis denke, aber ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist. Derzeit bin ich noch immer überwältig von all den Menschen, die mir auf Instagram geschrieben haben. Es sind Hunderte.
Warum waren Sie vor einer Woche im Berghain?
Ich lebe seit neun Jahren in Berlin und mache Musik. Ich bin auch schon dreimal im Berghain aufgetreten, der Club war eine Zeitlang mein Wohnzimmer und noch heute ist er vor allem ein sicherer Ort, wo ich mit meinen Freunden eine gute Zeit haben kann. An diesem Abend vor einer Woche hat ein Freund von mir aufgelegt. Wir sind um 23 Uhr hineingegangen.
Was passierte, als Sie plötzlich bewusstlos wurden?
Es ging alles ganz schnell, aber ich war zum Glück nicht allein. Das meiste haben mir meine Freunde später erzählt. Ich bin wohl zusammengebrochen und ein Freund ging sofort Wasser holen. Ein anderer, den ich gar nicht kannte, rief die Security und das hat mir wohl das Leben gerettet.
Sie waren nicht mehr ansprechbar?
Ja, es war wie ein schlimmer Trip. Es machte alles gar keinen Sinn und nichts passte zusammen. Ich dachte wirklich, ich sterbe jetzt. Ich wurde dann in einen Backstage-Bereich gebracht und von dort in die Garderobe. Erst dann kam ich ganz langsam zu mir. Sobald ich aber ansprechbar war, wurde ich gebeten, den Club zu verlassen.
Ich hatte nur die Jacke meiner Schwester, und nein, ich war mit einem Freund. Er begleitete mich, aber ich war noch nicht ganz zurechnungsfähig. Es war auch kalt draußen, 7 Uhr morgens. Sehr hell. Der psychedelische Horrortrip ließ sehr langsam nach. Dieses Gefühl, nicht mehr in meinem Körper zu sein, auch.
Ich stand komplett neben mir. Das ist das Einzige, das ich vom Club nicht so gut fand, dass ich sofort hinausgeworfen wurde. Meine Schwester war noch drin und machte sich große Sorgen um mich. Sie kam schließlich und wir gingen zu mir nach Hause.
Ich habe den ganzen Tag nicht schlafen können und eigentlich den ganzen Tag nur geweint.
Ja, die ganze Zeit. Aber über das Getränk hätte es eigentlich nicht sein können. Ich trank an dem Tag wie immer im Berghain Bio-Zisch Ingwer. Wir haben uns die Flasche zu dritt geteilt. Wenn jemand uns etwas in den Drink getan hätte, dann hätten wir das doch alle gemerkt.
Aber wie kamen Sie auf die Spritze?
Ich hatte schon Nachrichten darüber aus London gehört. Dass es dort passiert sei. Und letztlich brachte das Berghain uns auf die Idee: Sie sagten mir, ich solle meinen Körper nach Nadelstichen absuchen. Und direkt am Dienstagabend fand ich einen, an meiner linken Schulter, wie bei einer Impfung.
Ich habe den Stich von einem Arzt untersuchen lassen und der sagte auch, es sei sicher ein Nadelstich. Das habe ich dann an die Clubcommission und an das Berghain geschickt.
Der Club hat sofort gesagt, dass sie mit den Türstehern darüber sprechen werden, damit so etwas nicht wieder passiert. Ihnen war das unangenehm. Und die Clubcommission hat mir sofort eine Liste an Stellen in Berlin geschickt, an die ich mich wenden könnte.
Warum haben Sie sich dann trotzdem für eine Veröffentlichung über Instagram entschieden?
Weil ich nicht möchte, dass es noch einmal jemandem passiert. Ich bin schon traumatisiert jetzt, aber es sollte verhindert werden. Und wenn es doch passiert, dann sollten zumindest alle Beteiligten so reagieren, dass einem geholfen wird und man nicht noch aus dem Club geworfen wird.
Am Schlimmsten waren ja die Schuldgefühle, obwohl ich doch im Grunde nichts Falsches getan hatte. Jemand hat mir offenbar eine Droge gegen meinen Willen verabreicht.
Das habe ich mich auch gefragt, das Motiv ist mir noch immer völlig unklar. Ich habe jetzt als Reaktion auf meinen Post sehr viele Reaktionen bekommen. Da haben auch viele erzählt, dass sie etwas Ähnliches erfahren haben, einmal auf Ibiza, einmal in einem anderen Club in Berlin. Aber nie ging es um sexuelle Gewalt.
Diese Vorfälle sind rätselhaft. Vielleicht geht es einfach darum, Menschen zu schaden, wie bei einem Terrorattentat.
Sie schreiben, dass es überwiegend positive Rückmeldungen gab auf Ihren Post. Gab es auch negative?
Ja, einer schrieb mir, ich solle „einen Beweis zeigen oder die Klappe halten“. Das hat mich viel mehr verletzt, als ich es erst wahrhaben wollte. Natürlich habe ich mir selbst immer wieder die Frage gestellt, ob das nicht total verrückt ist, das öffentlich zu machen, zumal ich mich ja kaum an etwas erinnere. Aber ich dachte, wenn es auf die Art bei jemand anderem verhindert wird, dann hat es sich schon gelohnt.
Was hätten Sie anders gemacht?
Ich hätte auf jeden Fall sofort ins Krankenhaus gehen sollen, einen Bluttest machen. Nur so hätte ich herausfinden können, was es war. Und die hätten auch gleich die Einstichstelle gefunden.
Wer hat sich noch gemeldet?
Sonst kamen viele, die mir ihr Mitgefühl ausdrückten. Einer schrieb, dass er die Sicherheitsleute gerufen hat und sich freut, dass es mir wieder gut geht. Ich habe ihm gleich geantwortet: Ich habe dir mein Leben zu verdanken. Ihm und den Leuten im Berghain, die sich um mich gekümmert haben.
Was ist mit der Stelle am Arm?
Sie fühlte sich noch seltsam an, wie nach der Covid-Impfung, es tat etwas weh, aber jetzt ist alles gut.
Werden Sie weiterhin ausgehen?
Ich denke schon, aber erst einmal nicht. Ich werde in den nächsten Wochen sehr freundlich zu mir selbst sein und früh schlafen gehen.